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Testfahrt

Hermetisch verschlossen

In diesem Spiel, das 1997 von Uwe Pilz mit dem Autorensystem ALAN geschrieben wurde, schlüpft man in die Rolle des Privatdetektivs Fink. Erst soll der Verbleib eines Freundes geklärt werden, dann geht es um einen Mord.

Das Adventure ist untypisch für einen Krimi: Es gibt außer dem Detektiv und der Leiche keine weiteren Personen. Die gesamte Ermittlung spielt sich in der kleinen Wohnung des Toten ab. Bei der kargen Möblierung sind die Antworten zu den Schlüsselfragen -- wer war es, von wo wurde geschossen und wo steckt die Kugel? -- relativ schnell gefunden.

Mehr Mühe macht da schon die Klärung des Falls »Wie sage ich's meinem Parser«. Objekte müssen generell immer mit ihrem ganzen Namen angesprochen werden, was bei zusammengesetzten Wörtern mühsam ist. Eine Wand zwischen zwei benachbarten Wohnungen, die zu einem Puzzle gehoert, wird in der Raumbeschreibung nicht erwähnt. Und die Kugel findet man mit dem Befehl »Suche Kugel in Objekt« -- anstelle des eher üblichen »durchsuche Objekt«, bei dem der Fund nicht schon vorweggenommen wird.

Die Raumnamen (leere_Wohnung) deuten darauf hin, daß hier die internen Bezeichner verwendet wurden. Ein richtiger Name (In der leeren Wohnung) wäre schöner. Auch die etwas spartanische Liste der Ausgänge (O: Küche; S: Bad) wäre besser als ausformulierter Satz am Ende der Raumbeschreibung aufgehoben. Schade, denn viele Objekte sind liebevoll beschrieben, wenn man sie untersucht, und erzeugen so eine etwas bedrückende Plattenbau-Tristesse. Richtige Stimmung will aber trotz dieser Details aus der DDR-Vergangenheit nicht aufkommen.

Hermetisch verschlossen bekommt nur zwei von fünf Punkten. Wenn man etwas mehr Aufwand hineinsteckte, einige Ungereimtheiten beseitigte und das Spiel betatesten ließe, könnten daraus leicht vier Punkte werden. Dann wäre Hermetisch verschlossen eine schoene Kurzgeschichte, die dem Spieler eine Stunde Kurzweil böte.

01.04.2001, Martin Oehm

 
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